anna nau

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berührungspunkte
Die Ausstellung „Berührungspunkte“ von Anna Nau findet an einem Ort statt, der freilich an die Katakomben einer verlassenen Hinterhof-Schlachterei erinnert und somit durchaus...
Rosenkavalier*in
In hermetischer Strenge erscheint der einzig mit einem bieder- meierlich anmutenden Vatermörder dekorierte Torso. Buchstäblich kopflos und unbewegt verweist er auf die gleichnamige, seinerzeit noch Gendersternchen-freie Oper und reminisziert insonderheit Octavians Metamorphose zur Kammerzofe. Blumen werden hier kei- ne überreicht. Die in hemdsärmeligen Damenstrümpfen aufgegan- genen Rosenblüten versickern wie schwerblütige Erinnerungen in der Innerlichkeit des Subjekts und verleihen der Figur - ihrer eigent- lichen Kopflosigkeit zum Trotz - etwas Träumerisches, um nicht zu sagen Lebendiges. Wovon sie aber wirklich träumt, ob hier Gender- Debatten formalisiert und begrifflich fixiert, ödipale Konfliktpotenzi- ale geschlechtsreferentiell erweitert oder vielmehr tiefempfundene Trennungsschmerzen manifest werden, bleibt letztlich ihr Geheim- nis und dem Denkenden ein nicht vollständig auflösbares Rätsel.
Anna Nau / Rosenkavalier*in / Schneiderbüste, Damenstrümpfe, Rosenblüten, Stecknadeln, Vatermörder-Kragen / 2022 / 85 x 40 cm
Pelé
Pelé dessen derbes Leder von weißer Seide beschützt, sanft oder unabwendbar zusammengehalten oder verborgen wird, sucht zunächst nach seiner Natur. Getretenes Leder wird hier selbst zu Haut: In seiner obersten Schicht mit blauem Chirurgenfaden zusammengehalten. Es entsteht die platonische Idee einer nunmehr gefühlvollen Intelligenz: Mit etwas Distanz betrachtet glänzt ‚Pelé‘, bei intimerer Betrachtung offenbart er zugleich Unvollkommenheit und Wille zur Vollendung. Ein derber Nukleus, einst gestrafft und zu einer klaren Aufgabe bestimmt, jetzt in seinem Wesen durch eine weibliche Instanz gehindert und damit vielleicht kuriert, zumindest verändert. Anna Naus ‚Pelé‘ – die ewige Kugel, der geschälte, mutierende, ungewisse, verwundbare oder verwundete, mit kratzigen Nähten instand gehaltene und im Grunde wohlwollend geflickte Planet – hält uns den Spiegel vor.
Anna Nau / Pelé / Lederfußball, Wildseide, med. Wundnaht / 2022 / 20 x 20 cm
Prima Ballerina
Ein Paar übermäßig langer, verzerrter Beine, in Reizwäsche gekleidet, steht, obwohl gegen die Wand gelehnt, auf Zehenspitzen auf einem Glaspodest. Dieser deformierte Unterkörper scheint auszuharren, wobei die Glasscheibe für diese Art von Zerbrechlichkeit bewahrend oder riskant sein mag. Der Betrachter wird Zeuge einer uralten Kontraposition, eines Kampfes zwischen einer zwingenden Instanz und einem beschädigtem aber noch vorhandenen Willen.
In den rötlich unterlaufenen Füssen erfährt dieser Kampf seinen Höhepunkt: Das gesteuerte Model, die erschöpfte Ballerina, der zerbrochene Mensch scheint, bei aller Schwäche und entgegen der einen Dimension, die offenbar waltet, noch immer für seine biologische, geschlechtliche und soziale Bestimmung zu kämpfen.
Anna Nau / Prima Ballerina / Gips, Papier, Damenstrümpfe, Strumpfhalter, Pigmente, Glassockel / 2021 / 125 x 35 cm